O Ewigkeit
Romanischer Sommer Köln 2024
Wir leben in Raum und Zeit. Doch jenseits davon herrschen unvorstellbare Größen ohne Maß und Zahl: Unendlichkeit und Ewigkeit. Diese göttlichen Attribute übersteigen unsere menschliche Erfahrung und Lebenswelt. Und so wie wir Worte für diese unfasslichen Ideen haben, verweist die Malerei auf die weiße Leinwand als Träger aller Farben dahinter und die Musik auf die Stille als Grundlage alles Klingenden. Kunst und Musik verbinden konkret Erfahrbares und abstrakt Erahnbares. Die Dimensionen sind hier nicht so strikt geschieden, wie es scheint. Immerhin wissen wir seit Alfred Einsteins Relativitätstheorie, dass Zeit keine absolute, sondern nur eine relativ Größe ist, die in Abhängigkeit von Geschwindigkeit schneller oder langsamer vergeht. Und auch im Alltag erleben wir, wie sich Zeit zuweilen verdichtet, krümmt und beschleunigt oder streckt, zieht und nahezu stillsteht. Beim Warten werden Minuten zu kleinen Ewigkeiten. Und dass sich langjährige Freundinnen das letzte Mal gesehen haben, ist auch schon wieder eine Ewigkeit her.
Die Zeitkunst Musik ist vor allen anderen Künsten prädestiniert, neben der Endlichkeit auch deren Gegenteil zu thematisieren. Viele Texte des Alten und Neuen Testaments, Psalmen und Gebete sowie deren Vertonungen vom Mittelalter über Renaissance, Barock, Klassik und Romantik bis zur Moderne und Gegenwart enden mit der Gott preisenden Schlussformel „in saecula saeculorum“, „von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen“. Johann Sebastian Bachs Kantate „O Ewigkeit, du Donnerwort“ verheißt mit der Mahnung, dass alle irdische Lust vergänglich ist, die Errettung der Seelen zu ewigem Leben im Himmel. Ebenso tat es Anton Bruckner in seiner Messe e-Moll für achtstimmigen gemischten Chor und fünfzehn Blasinstrumente. Den Romantikern galt Musik als Inbegriff ironischer Kunst, weil sie mit ihrem ständigen Jetzt-Sein und Verklingen auf ihr transzendentales Gegenteil verweist – Ewigkeit. Das Bewusstsein für andere Zeithorizonte erweitern auch zyklisch organisierte Globale Musik, repetitive Minimal Music und lange Klangflächen, Drones, Elektronik oder Installationen.
Das Festival ROMANISCHER SOMMER KÖLN präsentiert 2024 einmal mehr Musik verschiedener Jahrhunderte, Kulturen, Weltgegenden, Sparten und Stilistiken. Kölner Chöre, Ensembles, Solistinnen und Musiker sowie international renommierte Ensembles, Künstlerinnen und Künstler konzertieren mit eigens entwickelten Programmen in den romanischen Kirchen der Stadt. Diese Sakralräume sind von einzigartiger Architektur, Aura und Akustik. Manche sind über tausend Jahre alt und haben alle Katastrophen, Feuersbrünste und Kriege überstanden, als wären sie ewig. Hier aufgeführte Musik hallt lange nach. Und wenn schließlich doch die letzten Töne verklingen, tritt wieder Stille als Ewigkeitsgrund alles Hörbaren hervor, so wie in Luigi Nonos berühmtem Streichquartett „Fragmente – Stille, An Diotima“.
Liebes Publikum, kommen und horchen Sie! Hinter der Musik geht‘s weiter…
Rainer Nonnenmann
Konzerte am Sonntag, 02. Juni 2024
Konzerte am Dienstag, 04. Juni 2024
Konzerte am Mittwoch, 05. Juni 2024
Konzerte am Donnerstag, 06. Juni 2024
Romanische Nacht am Freitag, 07. Juni 2024
Veranstaltungsorte → U-Bahn-Haltestellen
St. Andreas Komödienstraße 6-8, 50667 Köln → Dom/Hauptbahnhof St. Aposteln Neumarkt 30, 50667 Köln → Neumarkt St. Georg Georgsplatz 17, 50676 Köln → Severinstraße St. Gereon Gereonskloster 2, 50670 Köln → Christophstraße St. Kunibert Kunibertsklostergasse 2, 50668 Köln → Dom/Hauptbahnhof, Ebertplatz St. Maria im Kapitol Kasinostraße 6, 50676 Köln → Heumarkt, Neumarkt St. Maria Lyskirchen, An Lyskirchen 10, 50676 Köln → Heumarkt Museum Schnütgen/St. Cäcilien Cäcilienstraße 29–33, 50676 Köln → Neumarkt St. Pantaleon Am Pantaleonsberg 6, 50676 Köln → Barbarossaplatz, Poststraße St. Ursula Ursulaplatz 24, 50669 Köln → Dom/Hbf., Ebertplatz, Hansaring